Laufende Projekte
Steuermann ist ein "laufendes Projekt". Das Buch an sich war aber schon 1998 fertig. Ich überarbeite es grade nur, weil ich immer noch nicht damit zufrieden bin, obwohl es schon 2 Verlage publizieren wollten, aber ich "kann" einfach noch nicht :) Es ist auch (wie meine "alten" Sachen) sehr lyrisch. Wer das nicht aushält, sollte besser nicht weiterlesen :)
SK
Leseprobe "Steuermann"
Titel: Steuermann
Autor: Susanne Kämmerer
Umfang: unbestimmt
Stil: Ich-Erzähler + Lyrik
Genre: Belletristik
Zeitraum: Echtzeit
Ort: Deutschland
Typ: "starker Tobak"
Stand: Text steht zu 70% [etwa 50% des Originaltextes von 1998 ist in der großen "Aufräumaktion" vor etwa einem Jahr geflogen], mit der Reihenfolge der Teile/Elemente bin ich noch nicht so richtig zufrieden.
Hauptpersonen:
(01) Stefan: 23, Sohn reicher Eltern. Verliebt in Nathalie - seine beste Freundin, die jedoch vor 2 Jahren bei einem Autounfall gestorben ist. Stefan war der Fahrer.
(02) Nathalie: gestorben mit 21, Stefans und Toms beste Freundin.
(03) Tom: 23, Nathalie und Stefans bester Freund.
________________________________________________
Zur Leseprobe:
Es handelt sich bei der Leseprobe um das Intro und ein Stück des Buches, in dem Stefan (Ich-Erzähler) über Nathalie erzählt.
Intro:
"Es kommt nicht oft vor, dass dir ein Mensch begegnet, der all deinen Träumen entspricht, der das verkörpert, was für dich die Vollkommenheit des Seins bedeutet. So wie ein Flutberg durch die Anziehungskraft des Mondes entsteht, wirst du um dieses Geschöpf bewegt. Es zieht dich an sich mit einer unsichtbaren Kraft - du kommst ihm nah, so nah wie nie, doch es stößt dich wieder ab und schließt den Kreis erneut.
Es ist vom Beginn der Zeit an der Mittelpunkt des Lebens, und es scheint, als könntest du ohne es nicht einen Tag länger leben als nötig. Es macht die Sonne immer etwas heißer, den Schnee immer etwas weißer, und ohne es ist das Leben nichts wert.
Wenn es die Augen öffnet, ist es, als würde die Sonne aufgehen, als würden tausend Blumen auf einmal erblühen und alles in den schönsten Farben erstrahlen lassen. Und wenn es lächelt, lächelt es allen Schmerz aus der Welt. Und wenn es schläft, halten die Engel des Himmels Wache, damit ihm nichts passiert. Und wenn es aufwacht aus seinem Zauberschlaf, wird die Welt neu geboren.
...Und wenn es nie mehr aufwacht ?“
~~~
Ich-Erzähler:
Nathalie hatte wunderschöne Augen. Es waren Augen, die mir Angst machten, wie Gletscher, die dich unweigerlich in ihren Bann ziehen, festhalten und nie wieder loslassen. Wenn man glaubt, sicher zu stehen, reißen sie dich mit und du hast keine Chance mehr, ihnen zu entfliehen. Es ist, als stünde man an einem tiefen Abgrund, etwa so wie jetzt.
Ich glaube nicht, dass sie wusste, dass ich immer nervös war, wenn ich bei ihr war. Bestimmt nicht, sonst hätte sie wahrscheinlich laut losgelacht. Mit Sicherheit war sie die Letzte, die dachte, ich hätte Angst davor, ein Mädchen anzusprechen. Kein Wunder also... Es gibt aber einen Unterschied zwischen ihr und den vielen anderen, die mir im Grunde genommen völlig egal waren. Sie waren eben da, wenn ich sie „dringend brauchte“. In Wirklichkeit war es immer nur sie, die ich wollte.
[...]
Sie war mir heilig. Allein der Gedanke, dass irgendjemand sie anfassen würde, machte mich rasend. Aber wie sie sich ihnen gab, wie ich ansehen musste, wie sie sich küssten, trieb mir nicht nur einmal die Tränen in die Augen. Ich konnte mir das nicht anschauen. Wenn man ganz leise war, konnte man mein Herz mit jedem Mal brechen hören. Jede Wunde, die ich notdürftig mit Lügen und Einbildungen zu flicken versucht hatte, sprang wieder auf und machte alles nur noch schlimmer. Meistens habe ich mich ans andere Ende verzogen oder an der Bar versucht, meinen Kummer runter zu spülen, anstatt ihr endlich den wahren Grund für mein ach so dämliches Verhalten zu gestehen.
Dass ich sie liebe. Dass ich sie mehr liebte, als mein eigenes, verschissenes Leben selbst. Dass jeder Kuss und jede Berührung von ihr nicht mehr so war wie früher. Dass ich litt und zum Leiden verdammt war, weil ich ein Versprechen gegeben hatte, dass mir mein ganzes weiteres Leben lang zu schaffen machte.
Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn! Ich bin ein Mensch, den seine Leidenschaften hinreißen, alle Besinnungskraft verliert und als Trunkener, als ein Wahnsinniger angesehen wird.
Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn.
Schämt euch, Ihr Nüchternen!
Es ist keine Schwäche. Es ist Liebe. Ich habe schon hundertmal auf dem Punkt gestanden, ihr einfach um den Hals zu fallen. Und das Schlimmste ist, dass ich es verstecken muss. Wie ein Betrunkener, wie ein Verräter. Es ist ein Laster und führt ins Unglück. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch kann.
Ich habe so viel, und die Empfindung an ihr verschlingt alles, ich habe soviel, und ohne sie wird mir alles zu Nichts!
Bin ich ein Kind? Ich könnte so viele andere haben, mir einfach eine aus der Schlange greifen. Ich kann sie mir doch aussuchen! Was hält mich davon ab? Was hielt mich davon ab?
Sie etwa? Nein. Sie war viel zu sehr beschäftigt. Sie? Nein. Sie bemerkte meine Qualen gar nicht. Sie wusste gar nicht, was ich durchmachte. Woher sollte sie auch? Ich hatte ihr nie davon erzählt. Nicht, weil ich auf den richtigen Zeitpunkt warten wollte. Ich hatte einfach Angst. Angst, sie könnte es falsch auffassen und alles, was wir hatten, würde auf einen Schlag zerplatzen. Puff - einfach weg. Also habe ich mich treiben lassen. Ich weiß nicht, wieso ich... Mein Körper brauchte keine Liebe. Liebe ist etwas für den Kopf und fürs Herz, aber da war kein Platz mehr. Es war reichlich gefüllt mit Vorstellungen und Träumen, die langsam wie eine Seifenblase zu zerplatzen schienen. Ich konnte damit nichts mehr anfangen. Ich ging los und verbrachte die Nächte mit anderen Frauen, Mädchen.
Trunkenheit, Leidenschaft, Wahnsinn! Lebe!
Mir fiel auf, dass ich all die Zeit blind durch die Gegend gelaufen war. Es gibt noch so viele andere. Rosenknospen. Keine Nathalie... Trotzdem habe ich immer an sie gedacht. Immer und immer wieder. Und dann habe ich wieder von meinem Glas hoch geschaut und sie gesehen, wie sie sich von anderen Kerlen hat angraben lassen. Sie war mein Mädchen, mein Mädchen, meine Göttin, meine Liebe! Ich kam nicht von ihr los, selbst, wenn ich es versuchte, aber vielleicht war mein größter Fehler, dass ich es gar nicht anders hatte haben wollen.
In Nächten wie diesen wünschte ich mir, ich hätte sie niemals kennengelernt. Aber ich kannte sie. Ich kannte sie sogar sehr gut. Aber ich habe nie den Mut gefunden, ihr alles zu sagen. Vielleicht lag es daran, dass ich mir im Hinterkopf immer einbildete, dass sie mich im Grunde genommen gar nicht wollte. Vielleicht war es das, was mir angst machte. Mit der Tatsache, dass ich sie nie bekommen konnte, musste ich mich wohl oder übel anfreunden, auch wenn ich das nicht konnte.
In meinen Träumen hatte ich mir schon tausend Mal ausgemalt, wie wir sein würden – als Paar. Aber heute… Heute war wieder so ein Tag Realität.
[…]
Jetzt ist alles vorbei. Aus und vorbei. Morgen sind es zwei Jahre. Ich möchte Morgen nicht erleben. Vielleicht lege ich mich ins Bett, schlucke zwanzig Schlaftabletten und versuche, über den Tag zu kommen. Vielleicht wache ich aber dann nicht mehr auf. Wäre auch nicht das Schlechteste.
Aber wieso bis Morgen warten?
Einfach einsteigen, Schlüssel umdrehen, Kupplung treten, ersten Gang einlegen, Handbremse los, Vollgas geben und ab! Erst fliege ich eine Weile und dann BUMM! Hoch genug wäre es ja. Ich schätze, nach 6 Sekunden bin ich gelandet, und das Auto fliegt in die Luft. Mein Körper wird verbrennen, und man identifiziert mich später an meinen Zähnen, um wirklich sicherzugehen, dass ich es auch war, der mein Auto zu Schrott gefahren hat.
Gar nicht schwer, nur etwas zu mutig und feige.
BUMM! BUMM! BUMM!
Ein schönes Feuer, Feuerkind.
Ein schöner Flug, mein neuer Vogel.
Ein schöner Tod, mein Sterbender.
Ein schönes Leben, Erwachender.
Die meisten Menschenschicksale laufen nebeneinander her - parallele Gerade, die sich erst in der Unendlichkeit schneiden.
Kommentator:
Ein Kind? Ein Mann? Man weiß es nicht. Doch was man weiß, ihn fast zerbricht. Sein Herz vor Liebe sich verzehrt, nach dem, was Herz an sich begehrt. So liegt es an der beiden Sach: Halb Kind, halb Mann. Erst Kind dann Mann. Kommt an darauf, wie man’s betracht. Ein Leiden jagt nun schlicht das andre, doch in seinem Gram verkannt er alles andre, was er gekannt vor geraumer Zeit. Heut schon ist’s ihm einerlei, da sein Herz schon lang in zwei. Zwei Herzen nun schlagen in seiner Brust, getrieben nicht erst vom Verlust. Verwirrung und Liebe in einem Hieb, vielleicht nennt sich das „der menschliche Trieb“. Leiden und Liebe, hier zum Gebrauch. Zwei Worte in Einklang, verbunden durch „auch“. Doch ist es das, was ihr begehrt? Ist es denn obgleich verkehrt?
Ihr Menschen seid wirklich schwer zu verstehn. Ein Wunder, er musste so früh schon vergehn.
Laut der Jury der Bibliothek deutschsprachige Gedichte "beherrsche ich mein Handwerk". Ist doch nett... :)
Besucher seit 01.01.2018: